

In den Jahren während und nach der Pandemie fanden in Mattersburg immer wieder Ausgrabungen statt, die teilweise spektakuläre Funde ergeben haben:
Erst im Dezember des Vorjahres konnten im Zentrum von Mattersburg Spuren einer Siedlung der Linearbandkeramik des 6. Jahrtausends v. Chr. im Rahmen einer von der Stadtgemeinde finanzierten Ausgrabung nachgewiesen werden.
Das bislang älteste Grab von Mattersburg, das Grab einer 25-35-jährigen Frau aus der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr., wurde ebenfalls im Dezember 2024 im Zentrum von Mattersburg gefunden. Bei der jungen Frau dürfte es sich um eine Zuwanderin handeln, da die reguläre Bestattungsart der einheimischen Bevölkerung zu dieser Zeit die Brandbestattung ist. Auch Reste Siedlungen aus der 2. Hälfte des 5. vorchristlichen Jahrtausends mit zahlreichen Funden konnten mehrfach auf Mattersburger Gemeindegebiet entdeckt werden.
Die Besiedelung von Mattersburg setzte sich im 4. Jahrtausend v. Chr. fort, wie mehrere ausgedehnte, bäuerlich orientierte Siedlungen der Badener Kultur mit zahlreichen Funden eindrucksvoll belegen.
Im 3. Jahrtausend wurde im Gebiet direkt neben der Fußballakademie Burgenland das bislang einzige Brandgräberfeld der Makó-Kultur Österreichs entdeckt. Gräber aus dieser Zeit sind in Österreich ausgesprochen selten. Insgesamt sind nur drei weitere Gräber der Makó-Kultur in Österreich bekannt, davon eines im Burgenland und zwei in Niederösterreich. Die Menschen, die im Gräberfeld von Mattersburg bestattet wurden, dürften verschiedene Traditionen des östlichen Karpatenbeckens und/oder Schwarzmeergebietes gepflegt haben, da beispielsweise ein ursprünglich aufgestellter Kalksteinblock von beachtlicher Größe das Friedhofsareal von Mattersburg als sakralen Bereich ausgewiesen hat, eine Gepflogenheit, die zwar häufig im Schwarzmeergebiet belegt, in unseren Breiten bislang aber nicht eindeutig nachgewiesen ist.
In der frühen Bronzezeit, im 2. vorchristlichen Jahrtausend, scheinen die Zeiten unsicher gewesen zu sein, da die Siedlung von Mattersburg befestigt wurde, wie ein weitläufiger Befestigungsgraben belegt, der im Zuge der Ausgrabungen neben der Fußballakademie Burgenland gefunden wurde.
Im Rahmen der Ausgrabungen des Vorjahres konnte der Wirtschaftsbereich der Siedlung der späten Bronzezeit des ausgehenden 2. und beginnenden 1. Jahrtausends v. Chr. am Westende des heutigen Ortsgebietes von Mattersburg lokalisiert werden, u. a. auch mit Keramikgefäßen, die auf Weinkonsum schließen lassen.
Ein bislang unbekanntes Brandgräberfeld der frühen Eisenzeit des 1. Jahrtausends v. Chr. mit 22 Gräbern wurde 2022 und 2023 neben der Fußballakademie Burgenland gefunden. Die Gräber waren Familiengräber der lokalen Oberschicht. Sie wurden ursprünglich mit Grabhügeln überdeckt und enthielten reiche Beigaben, u. a. große Kegelhalsgefäße, die mit Wein gefüllt waren, mit einem Deckel versehen und mit Erdpech abgedichtet wurden, womit ein eindrucksvoller Beweis für beachtliche Weinproduktion und -konsum erbracht werden konnte. Wein war damals offenbar verbunden mit Reichtum und als Symbol der Wiederauferstehung im Jenseits von sakraler Bedeutung.
Eine weitere Ausgrabung des Vorjahres ergab römische Funde im Umfeld der Villa rustica von Mattersburg.
Während der völkerwanderungszeitliche und frühmittelalterliche Friedhof des 5.- 9. Jahrhunderts von Mattersburg mit zahlreichen Beigaben aus Bunt- und Edelmetall bereits in den Jahren von 2010 bis 2021 neben der S31 ausgegraben wurde, konnten die Siedlungen aus der Zeit des 5.-11. Jahrhunderts teilweise bereits in den Jahren 2008 und 2009, im Wesentlichen aber in den Jahren 2022-2024 erforscht werden, womit der Nachweis von immer wieder stattfindenden Migrationswellen aus dem Karpatenbecken, dem Kaukasusgebiet und Zentralasien gelang, deren Zeitpunkt mittels Radiokarbondatierung genauer festgelegt werden konnte. Das Gebiet, aus dem einzelne Familienclans zuwanderten, konnte anhand von Clanzeichen, von Tamgas, die auf Fingerringen der Clanführer angebracht wurden, eingegrenzt werden.
Zudem war es möglich zwei Körperbestattungen des 8. und 9. Jahrhunderts im Jahr 2022 direkt neben der Fußballakademie Burgenland zu entdecken, die offenbar zu einem weiteren frühmittelalterlichen Friedhof gehört haben.
Ein Teil des umfangreichen Fundmaterials wird im Rahmen einer Veranstaltung der Stadtgemeinde Mattersburg am 13. März dieses Monats der Bevölkerung im Original präsentiert. Informationen über Funde und Ausgrabungen, sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse werden anhand einer PowerPoint Präsentation der Archäologin Dorothea Talaa der Bevölkerung vermittelt.
Vortragende: Stadtarchäologin Dorothea Talaa
Veranstaltungsinfos
Bauermühle Mattersburg
Schubertstraße 53, 7210 Mattersburg
Kontaktdaten Veranstalter
Stadtgemeinde Mattersburg
026266233216
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